Montag, 8. Februar 2016

Mehr als ein glücklicher Moment im Kunsthaus Meyenburg

Im 1. Kammerkonzert des Jahres 2016 wurden die Musiker gefeiert
Das Wort „Glück“ im Zusammenhang mit dem Kunsthaus Meyenburg ist in den Tagen seit der Eröffnung der Ausstellung „Glück im Kunsthaus“ vielleicht schon überstrapaziert worden. Aber der Besucherandrang wie selten in diesem Hause, für den Verkauf der Bücher von Gerhard Glück musste das Buchhaus Rose bereits nachliefern – und nun auch noch dieses Konzert – wie auch in der Vergangenheit veranstaltet durch das Kunsthaus Meyenburg und den KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein. Wenn man es als erfolgreich umschreiben wollte, wäre es eine Untertreibung. Nicht nur die Interpretation der vorgetragenen Musikstücke, die einen Bogen
über vier Jahrhunderte umspannte – von Dietrich Buxtehude (1637 – 1707) bis zu dem schwedischen Komponisten Göran Månsson (* 1967) - erfolgte auf höchstem Niveau, auch die Gestaltung der Konzertpause, in der die Besucher bei einem Glas Rotwein den Ausführungen von Susanne Hinsching folgen konnten, die das Bild Gerhard Glücks „Mirós erstes Werk bleib leider unvollendet“ erklärte, zauberte Schmunzeln auf die Gesichter. Insofern ist es mit Sicherheit doch berechtigt, diesen Abend als einen glücklichen zu bezeichnen. Die drei Virtuosen – Mayuko Kamishiraishi (Cembalo), Elisabeth Neuser (Flöte) und
Matthias Weicker (Violoncello) – ließen beispielsweise die Elemente der ‚La Sonata Representiva‘ von Heinrich Ignaz Franz von Biber regelrecht plastisch erscheinen. Man hatte das Gefühl, als wären die Nachtigall, der Frosch, der Kuckuck, die Wachtel, die Katze und ‚weiteres Getier‘ in den Räumen des Kunsthauses. Selten war die musikalische Umsetzung der Eigenarten dieser Tiere so gelungen wie im ersten Teil des Konzertes. Und von der Katze in der Musik ging es in der Pause eine Etage höher zu der ‚konstruktivistischen Katze‘ von Gerhard Glück. Hier zeigt sich ein weiteres Mal die Malkunst dieses Künstlers aus Kassel. Im Gras einer Wiese in einer fast
überzogen realistischen Malweise sitzt die Katze, die wiederum zusammengesetzt aus farbigen geometrischen Elementen, eben konstruktivistisch. Und bei dem spanischen Rotwein in den Gläsern der Gäste war es leicht nachzuvollziehen, wie der Schatten eines nächtlichen Spaziergängers in einem weiteren Bild eigenständig abbiegt in eine „Weinschenke“. Man kann die Phantasie gepaart mit der künstlerischen Qualität und Ausdrucksweise dieses ausstellenden Künstlers nur bewundern. Nach ‚dem Trampeln, den Pfeifentönen und den Landsknechtstrommeln‘ in der Sonate von Biber folgte im zweiten Teil die Überraschung – das Erleben der Klangfarbe eines Paetzold-Basses,
der eben kein Bass im Sinne des größten Vertreters der Streichinstrumente ist, sondern eine senkrecht stehende, über einen Meter große Flöte. Auch nach dem Konzert war das Interesse an diesem Instrument so groß, dass die Besucher dieses nicht nur von Frau Neuser erklärt bekamen, sondern sich auch jemand an diesem an einen Pfahl, einen kantigen Pfosten erinnernden Blasinstrument versuchen durfte. Nach einer durch nicht enden wollenden Applaus erzwungenen Zugabe wurden ganz in der Tradition dieser Reihe den Solisten Flaschen Wein überreicht, auf deren Etiketten gregorianische Noten abgebildet sind – mit dem Hinweis sich nicht nur in der mittelalterlichen Musik zu versuchen, sondern möglichst bald wiederzukommen zu einem weiteren Abend der Reihe „
KAMMERKONZERT im KUNSTHAUS“. Und nicht zu vergessen: die nächste Führung durch diese sehenswerte Ausstellung ist am 18. Februar um 19 Uhr.


Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Fördervereins

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