Im 1. Kammerkonzert
des Jahres 2016 wurden die Musiker gefeiert
Das
Wort „Glück“ im Zusammenhang mit dem Kunsthaus Meyenburg ist in
den Tagen seit der Eröffnung der Ausstellung „Glück im Kunsthaus“
vielleicht schon überstrapaziert worden. Aber der Besucherandrang
wie selten in diesem Hause, für den Verkauf der Bücher von Gerhard
Glück musste das Buchhaus Rose bereits nachliefern – und nun auch
noch dieses Konzert – wie auch in der Vergangenheit veranstaltet
durch das Kunsthaus
Meyenburg und den KUNSTHAUS
MEYENBURG Förderverein.
Wenn man es als erfolgreich umschreiben wollte, wäre es eine
Untertreibung. Nicht nur die Interpretation der vorgetragenen
Musikstücke, die einen Bogen
über vier Jahrhunderte umspannte –
von Dietrich Buxtehude (1637 – 1707) bis zu dem schwedischen
Komponisten Göran Månsson (* 1967) -
erfolgte auf höchstem
Niveau, auch die Gestaltung der Konzertpause, in der die Besucher bei
einem Glas Rotwein den Ausführungen von Susanne Hinsching folgen
konnten, die das Bild Gerhard Glücks „Mirós erstes Werk bleib
leider unvollendet“ erklärte, zauberte Schmunzeln auf die
Gesichter. Insofern ist es mit Sicherheit doch berechtigt, diesen
Abend als einen glücklichen zu bezeichnen. Die drei Virtuosen –
Mayuko Kamishiraishi (Cembalo), Elisabeth Neuser (Flöte) und
Matthias Weicker (Violoncello) – ließen beispielsweise die
Elemente der ‚La Sonata Representiva‘ von Heinrich Ignaz Franz
von Biber regelrecht plastisch erscheinen. Man hatte das Gefühl, als
wären die Nachtigall, der Frosch, der Kuckuck, die Wachtel, die
Katze und ‚weiteres Getier‘ in den Räumen des Kunsthauses.
Selten war die musikalische Umsetzung der Eigenarten dieser Tiere so
gelungen wie im ersten Teil des Konzertes. Und von der Katze in der
Musik ging es in der Pause eine Etage höher zu der
‚konstruktivistischen Katze‘ von Gerhard Glück. Hier zeigt sich
ein weiteres Mal die Malkunst dieses Künstlers aus Kassel. Im Gras
einer Wiese in einer fast
überzogen realistischen Malweise sitzt die
Katze, die wiederum zusammengesetzt aus farbigen geometrischen
Elementen, eben konstruktivistisch. Und bei dem spanischen Rotwein in
den Gläsern der Gäste war es leicht nachzuvollziehen, wie der
Schatten eines nächtlichen Spaziergängers in einem weiteren Bild
eigenständig abbiegt in eine „Weinschenke“. Man kann die
Phantasie gepaart mit der künstlerischen Qualität und
Ausdrucksweise dieses ausstellenden Künstlers nur bewundern. Nach
‚dem Trampeln, den Pfeifentönen und den Landsknechtstrommeln‘ in
der Sonate von Biber folgte im zweiten Teil die Überraschung – das
Erleben der Klangfarbe eines Paetzold-Basses,
der eben kein Bass im
Sinne des größten Vertreters der Streichinstrumente ist, sondern
eine senkrecht stehende, über einen Meter große Flöte. Auch nach
dem Konzert war das Interesse an diesem Instrument so groß, dass die
Besucher dieses nicht nur von Frau Neuser erklärt bekamen, sondern
sich auch jemand an diesem an einen Pfahl, einen kantigen Pfosten
erinnernden Blasinstrument versuchen durfte. Nach einer durch nicht
enden wollenden Applaus erzwungenen Zugabe wurden ganz in der
Tradition dieser Reihe den Solisten Flaschen Wein überreicht, auf
deren Etiketten gregorianische Noten abgebildet sind – mit dem
Hinweis sich nicht nur in der mittelalterlichen Musik zu versuchen,
sondern möglichst bald wiederzukommen zu einem weiteren Abend der
Reihe „KAMMERKONZERT im
KUNSTHAUS“. Und nicht zu
vergessen: die nächste Führung durch diese sehenswerte Ausstellung
ist am 18. Februar um 19 Uhr.
Dr.
Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG Fördervereins
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen